Jes-Projekt: Barrierefrei im Internet surfen

Schüler programmieren Internetseite für Sehgeschädigte

Nachrichten lesen, online einkaufen, E‑Mails schreiben — das gehört für den Großteil der Bevölkerung längst zum Alltag. Doch für blinde und sehbehinderte Menschen ist das Surfen im Internet häufig nahezu unmöglich. Das Problem hierbei ist zum größten Teil unbedachte Programmierung. Im Rahmen eines so genannten Jes-Projekts (Jugend engagiert sich) nahmen sich Schüler des Karlsruher Bismarck- und des Heisenberg-Gymnasiums unter der Leitung der Bürgermentorin Gabriele Becker dieses Problems an.

Bei den Jes-Projekten handelt es sich um Projekte, bei denen sich Jugendliche in ihrer Freizeit sozial, kulturell oder ökologisch engagieren und die die Landesstiftung Baden-Württemberg GmbH fördert. Nach Ablauf des Projekts findet eine Ehrungsveranstaltung mit Präsentation des Projekts statt. Erster Bürgermeister Siegfried König überreicht den Jugendlichen dabei ein Zertifikat.

Da die Projektförderung der Landesstiftung im Jahr 2009 endet, fand am 23. November in Stuttgart eine Abschlussveranstaltung statt, bei der auch das Jes-Projekt “Junge Webgestalter erstellen barrierefreie Internetseite für Sehgeschädigte” präsentiert wurde.

Seit September 2007 trafen sich die Schüler regelmäßig in ihrer Freizeit im Bismarck-Gymnasium, um die Internetseite der Selbsthilfegruppe Blickpunkt, die sich für die Belange von sehbehinderten und blinden Menschen einsetzt, auch für Sehgeschädigte nutzbar zu machen. Sie wurden von einem Informatikstudenten der Universität Karlsruhe unterstützt und von drei Informatikmentoren des Bismarck-Gymnasiums betreut. Um sich mit der Thematik vertraut zu machen, begann das Projekt mit einer achtstündigen Schulung durch einen Mitarbeiter der Heidelberger Firma Web for All. Hierbei lernten die Schüler die Hilfsmittel kennen, welche blinden Menschen für die Nutzung des Computers und des Internets zur Verfügung stehen. Es gibt beispielsweise so genannte Screenreader, welche den auf dem Bildschirm angezeigten Text “vorlesen” können, sowie Programme, die das Angezeigte vergrößern.

Im Anschluss wurden die Schüler auf mögliche Probleme bei der Nutzung aufmerksam gemacht. Hierbei sind zunächst einmal schlechte Kontraste und unübersichtliche Navigation zu nennen. Aber auch nicht beschriebene Bilder oder Links sowie als Bilder abgelegte Texte stellen für blinde Nutzer oft unüberwindbare Hindernisse dar, weil sie nicht sehen können, was abgebildet ist. Da eine barrierefreie Internetseite nicht nur blinden Menschen verfügbar, sondern auch für geistig behinderte Menschen verständlich sein soll, ist es ebenfalls wichtig, möglichst wenige Fremdwörter zu verwenden und diese gegebenenfalls kurz zu erläutern. Nachdem die Probleme bekannt waren, lernten die Schüler, wie man diese durch vorausschauende Programmierung umgehen kann. Dann ging es an den praktischen Teil. In kleinen Gruppen wurde nun das neue Design entworfen, wobei vor allem zu beachten war, dass schwache Kontraste zwischen Schriftfarbe und Hintergrund von Sehgeschädigten kaum oder gar nicht wahrgenommen werden könnten. Außerdem gab es noch eine Gruppe, die sich um Texte und Bilder kümmerte und insbesondere darauf achtete, dass zu jedem Bild eine kurze Beschreibung vorhanden war, sowie eine Programmiergruppe, die sich mit der Struktur und dem Aufbau der Seite beschäftigte. Ab März wird die barrierefreie Internetseite offiziell verfügbar sein und dann auch blinden und sehbehinderten Menschen die Nutzung des Internets erleichtern. Das Projekt hat uns gezeigt, wie schwierig der Umgang mit dem Internet für Menschen mit einer Sinnesbehinderung sowie für geistig und körperlich eingeschränkte Menschen ist und welchen Problemen sie tagtäglich gegenüberstehen. Wir haben gelernt, wie wichtig barrierefreie Internetseiten sind und wie man mit wenig Aufwand diese Problematik umgehen kann.

Die Kooperationspartner bei diesem Jes-Projekt waren das Amt für Stadtentwicklung/Aktivbüro, das Bismarck-Gymnasium, “Web for All” aus Heidelberg — Projekt für Barrierefreiheit im Internet, die Selbsthilfegruppe Blickpunkt für Blinde, Sehbehinderte und deren Freunde in Karlsruhe und die Bürgermentorin Gabriele Becker.

Jugendpreisverleihung beim Wettbewerb “Mensch, gut gemacht!” in Karlsruhe

Da in der Vergangenheit die Medien viele Negativschlagzeilen über Jugendliche veröffentlichten hatte sich der Jugendausschuss der Stadt Karlsruhe Gedanken darüber gemacht etwas zu ändern. Es entstand die Idee einen Jugendwettbewerb auszuloben. Der Jugendwettbewerb “Mensch, gut gemacht!” wurde in diesem Jahr in Verbindung mit dem Jungbürgerfest durchgeführt.

Insgesamt nahmen 33 Projekte, bei denen sich Jugendliche als Einzelperson oder in Gruppen kulturell, sozial oder caritativ engagiert haben, am Jugendwettbewerb teil. Die Jury setzte sich aus einem 11 köpfigen Team von Kindern und Jugendlichen zusammen, die es bei der Entscheidung der Preisträger wahrlich schwer hatten. Am Samstag, den 31. Mai 2008 fand die Verleihung des Jugendpreises im ZKM statt. In der Kategorie “Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren” erreichten die Teilnehmer/innen des Jes-Projektes “Junge Webdesigner erstellen barrierefreie Internetseite für Sehgeschädigte” den dritten Platz.

Dieser erstmalige Jugendpreis sollte zeigen, dass sich sehr viele Jugendliche für andere Menschen ehrenamtlich engagieren und dies passiert meist in aller Stille und Bescheidenheit.

Zukünftig soll der Jugendpreis alle zwei Jahre stattfinden, bei denen viele positive Beispiele von Jugendlichen öffentlich gewürdigt werden.