Nein, wir sind nicht ins Geisterhaus gegangen! Stattdessen war am 7. Juli 2010 die blinde Frau Becker bei uns in der Klasse 7a. Folglich waren wir die Unsichtbaren.
Sie besuchte uns im Rahmen eines Deutschprojekts, welches anhand der Lektüre “Behalt das Leben Lieb” das Thema Blindheit bearbeitete. Dabei kamen viele Fragen auf, und so bot es sich an, Frau Becker als Leiterin der Selbsthilfegruppe “Blickpunkt” in Karlsruhe einzuladen. Das erste was uns auffiel, als Frau Becker aus dem Auto des Fahrdienstes stieg, war, dass sie blinzelte, da wir der Meinung waren, Blinde hätten die Augen immer offen. Es stellte sich schnell heraus, dass bei ihr noch 1% Sehvermögen erhalten ist und sie hell und dunkel unterscheiden kann. Die Blinde leidet unter der Erbkrankheit R.P. (Retinitis pigmentosa), welche Löcher in der Netzhaut der Augen entstehen lässt. Sie bewirkt, dass man nach und nach vollständig erblindet und ist bisher nicht heilbar.
Laut Frau Beckers Ausführungen ist es relativ schwer, die Blindenschrift neu dazu zu lernen. Sie meinte, wenn man wie sie nicht geburtsblind ist, fühle man sich wie ein Erstklässler, der das Alphabet völlig neu lernen müsse.
Wir fanden es sehr verwunderlich, dass ein Blindenführhund 19000 bis 25000 € kostet. Vorrangig werden die Kosten eines sogenannten Orientierungs- und Mobilitätstrainings (der richtige Umgang mit dem Blindenlangstock wird erlernt) von den Krankenkassen bewilligt, danach wird von Fall zu Fall entschieden, ob ein Blindenführhund erforderlich ist. Das Zutun der Krankenkasse besteht aus einem Blindenstock pro Jahr, obwohl öfters mehrere gebraucht werden und ein solcher Stock auch nicht nur annähernd ein Schnäppchen darstellt.
Die Blinde erzählte uns noch einiges über ihr Leben. Schwierig für Blinde sei beispielsweise, dass es immer noch zu wenig Blindenampeln in Städten wie Karlsruhe gibt. Auch hat uns betroffen und sehr wütend gemacht, dass einige Menschen wie ihr nicht helfen, ja diese sogar mit dem Rad anfahren, nur weil sie ihnen zu langsam sind, und daraufhin Fahrerflucht begehen!
Unsere Besucherin machte trotz ihrer Behinderung einen fröhlichen Eindruck und sogar Witze über ihre schwierige Situation. Trotzdem waren wir schließlich alle froh noch sehen zu können!
Schülerinnen und Schüler der 7a, Fichte-Gymnasium